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Schlagwort-Archive: Nachahmung

Der mimetischen Theorie René Girards zufolge beginnt die Menschwerdung mit einem kollektiven Mord. Das Anwachsen des Mimetismus unter den Hominiden verstärkt die Gefahr, dass tierische Aggression nicht mehr durch die Bildung einer Rangordnung kontrolliert werden kann. In einer solchen Rangordnung wird das die Gruppe dominierende Tier durchaus nachgeahmt. Diese Nachahmung wird jedoch niemals zur „Aneignungsmimesis“, sie führt also nicht zu einer Konkurrenz mit dem Ranghöchsten um seinen Status. Alle Güter stehen zuerst ihm zu, und alle anderen erhalten, was er ihnen freiwillig überlässt. Seine Dominanz gewährleistet die Stabilität der Gruppe.
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Gott hat Adam und Eva erlaubt, von den Früchten aller Bäume zu essen, bis auf einen. Das stellt für das erste Menschenpaar zunächst auch kein Problem dar. Um es für den verbotenen Baum zu interessieren, bedarf es in Übereinstimmung mit René Girards mimetischer Theorie eines Dritten, eines Modells. Erst als die Schlange, „schlauer als alle Tiere des Feldes“, die verbotenen Früchte als etwas Besonderes preist, meint Eva, „dass es köstlich wäre, von dem Baum zu essen, dass der Baum eine Augenweide war…“ Das Modell des Begehrens hat die Kraft, aus etwas Unscheinbarem eine außergewöhnliche Sache zu machen. Es verleiht dem Objekt der Begierde den Glanz, der es überhaupt erst begehrenswert aussehen lässt. Diesen Mechanismus macht sich auch eine der populärsten Figuren der Weltliteratur zunutze.
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Der Mensch ist das nachahmungsfähigste Lebewesen. Die Erkenntnis, dass diese bereits von Aristoteles festgestellte Eigenart das Begehren des Menschen einschließt, bildet den Kern der mimetischen Theorie René Girards. Mimesis = Nachahmung. Menschen imitieren andere Menschen nicht nur bewusst, zu Unterhaltungszwecken, wie zu Aristoteles‘ Zeit die griechischen Schauspieler auf der Bühne. Sie kopieren zudem unbewusst im täglichen Leben die Absichten ihrer Mitmenschen, lassen sich von ihnen manipulieren und verführen. Die Mimesis ist eine wichtige Triebfeder menschlichen Zusammenlebens. Eltern wissen ein Lied davon zu singen. Das dem einen Kind gemachte Geschenk kann man dem anderen auf Dauer nicht vorenthalten, ohne dass es zum Streit kommt. Die Ursache liegt darin, dass das eine Kind den Wunsch des anderen kopiert und zu seinem eigenen macht.
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